Sehenswürdigkeiten

Eines der größten spätgotischen Kruzifixe Europas, fast zur Gänze aus einem Stamm geschnitzt, wird dem Ulmer Bildschnitzer Michel Erhard zugeschrieben. Es hat die Maße 5,50 m x 5,45 m (Corpus) bzw. 7,53 m x 6,08 m (Kreuz). Von unten sieht man das Wappen der Familie Schönbrunn, die das Schnitzwerk offenbar gestiftet hat. Nicht mit bloßem Auge vom Boden der Kirche aus zu erkennen sind die sieben "letzten Worte" Jesu, die ins Lendentuch eingearbeitet sind. Der Ruhe, Sammlung und Innigkeit, die der leidende Herr an diesem Kreuz in seiner ganzen Größe ausstrahlt, kann sich kein Betrachter entziehen.

Landshuts einziges aus dem Mittelalter erhaltenes Chorgestühl datiert um 1500. Die 132 einzelfigürlich geschnitzten Darstellungen und Reliefs aus Eichenholz zählen zu den wertvollsten Schnitzwerken Landshuts, bevor Hans Leinberger sein epochales Können entfaltete. Das Chorgestühl erfüllt seine Funktion während der Sommermonate jeweils am Donnerstag Morgen, wenn das Stiftskapitel dort das Chorgebet verrichtet und die Hl. Messe feiert.

Eine Stifterinschrift von 1424 belegt das Entstehungsjahr des vollständig aus Sandstein gemeißelten Altares, eines Meisterwerk gotischer Steinbildhauerei. Einer der maßgeblichen Baumeister von St. Martin, Hans Stethaimer, war vermutlich der Bildhauer. Die im Original erhaltenen Reliefs zeigen den Hl. Martin und Szenen aus dem Leben der Gottesmutter. Einige Teile, etwa das Gespränge (die filigran verzierten Türmchen, die den Altar bekrönen) sind neugotische Hinzufügungen des 19. Jahrhunderts.

Als eines der Hauptwerke der deutschen Kunst am Anfang des 16. Jahrhunderts gilt die Rosenkranzmadonna des Landshuter Bildschnitzers Hans Leinberger. Sie entstand um 1517 als vollplastische Schwebefigur und war an einem nicht mehr belegbaren Ort in der Mitte des Kirchenraums aufgehängt, umgeben von einem 3,5 m hohen Rosenkranz mit fünf Medaillons. Der Faltenwurf des Gewands, die lebhafte Geste des Jesuskinds, die Engelchen, die den Saum des Gewands von unten her schürzen geben der Figur eine einzigartige Kraft und Dynamik.

Alle bildhaft gestalteten Glasfenster in den Seitenkapellen stammen aus der Zeit nach 1945. Die Entwürfe kamen von Münchener und Landshuter Künstlern: Max Lacher, Franz Högner, Josef Bergmann, Peter Gitzinger und Tobias Kammerer. Während sonst fast durchwegs biblische Szenen und Episoden aus dem Leben der Heiligen dargestellt sind, griff man hier auf Themen aus dem Leben der Kirche in Landshut auf. Besonderes Interesse zieht das Kastulusfenster von Max Lacher auf sich, weil sich aus Gesichtern einiger Folterknechte portraithafte Züge bekannter Größen der Nazi-Zeit herauslesen lassen.

Der Zugang zur Martinskirche ist über fünf überwölbte und reich geschmückte Portale möglich. Das Hauptportal unter dem Turm ist zu Festgottesdiensten und zu einigen besonderen Gelegenheiten geöffnet. Es entstand zwischen 1450 und 1500. Die Botschaft seines Bildprogrammes ist die vom Opfer Christi ausgehende Heilskraft und die Kirche als Heilsvermittlerin.
Links um die Kirche herum gehend kommt man zum Bürgerportal. Datiert auf 1429 ist es der Altstadt zugewandt und wird im Alltag des Jahreslaufes als Haupteingang genutzt. Das Bildprogramm ist schwer zu deuten, auch wegen der Schäden, die ein Bombentreffen im Zweiten Weltkrieg dort hinterlassen hat. So fehlt etwa der Kopf Christi, der als Weltenrichter dargestellt ist.
Das nordöstliche Brautportal ist üblicherweise geschlossen, war jedoch 2015 – 2016, im von Papst Franziskus ausgerufenen Jahr der Barmherzigkeit, Heilige Pforte. 1465 erbaut und gestaltet, diente es dem Rechtsakt der Eheschließung vor dem Kirchenportal. Gegenüber gelangt kommt man zum Taufportal, das, 1450 entstanden, seinen Namen von der Darstellung im Tympanon über der Tür, der Taufe Jesu im Jordan, hat.
Gegenüber des Bürgerportals ist das Betreten der Kirche über das 1480/90 entstandene Bauern- bzw. Martinsportal möglich. Namen gebend dafür ist die detailreich ausgestaltete Figur des Hl. Martin mit der Gans und die Szene der Mantelteilung.

Das Areal rings um die Martinskirche herum war bis 1805 Friedhof, wie der Straßenname bis heute besagt: "Martinsfriedhof". Nach der Auflösung wurden die interessantesten Grabsteine davor bewahrt, einfach verloren zu gehen. Viele von ihnen sind an der Außenmauer und in den Kapellennischender Kirche angebracht worden, andere lagern in der Gruft unter der Allerseelenkapelle, der Schatzkammer von St. Martin, im Gebäude Martinsfriedhof Nr. 225. Die Grabdenkmäler zeugen, als Gedenkorte über die Jahrhunderte, von der Verbundenheit der Stadt und ihrer Bewohner mit ihrer Kirche. Besondere Aufmerksamkeit verdient das Epitaph des Hans von Burghausen mit dem Werkverzeichnis des Baumeisters und seinem portraithaft gestalteten Kopf an der Südwand der Kirche.

Der Landshuter Künstler Fritz Koenig (1924 – 2017) war der Martinskirche seit früher Jugend verbunden. Als Student hatte er daran mitgearbeitet, die Tonfiguren, die umlaufend das Langhaus zieren, von späteren Übermalungen zu befreien. Als Bildhauer setzte er sich verschiedentlich mit religiösen Themen auseinander, darunter auch mit der Gestalt des Hl. Martin. Er hat selbst noch in hohen Jahren veranlasst, dass sein letztes Werk, eine abstrakte Gestalt des Hl. Martin auf dem Pferd, ihren Platz in St. Martin fand und seit 2015 zum gestaltenden Element der Taufkapelle wurde.

Die Kapelle Maria de Angelis, genannt Frauenkapelle, war bis 1708 die Friedhofskapelle der Stadt. Der Bau aus der Mitte des 15. Jh. wurde 1706 umgestaltet. Reiche Stuckierungen und zahlreiche Wand- und Deckengemälde schmücken den Kirchenbau. Christian Jorhan d. Ä. und andere bedeutende Künstler des 18. Jh. haben sich im Bild- und Ausstattungsprogramm der Kapelle mit herausragenden Zeichen ihrer Fähigkeiten verewigt.